Samstag, 4. März 2017

Tag 4 - von Rørvik, Brønnøysund und Nesna über den Polarkreis nach Bodø

Nach einem großartigen Rentierbraten zum Dinner, das wir mittlerweile mit der 20-Uhr-Schicht einnehmen, um die blaue Stunde besser nutzen zu können, ging es wieder ohne Abdeckung von Schäreninseln über die offene See nach Rørvik.
Während des Abendessens konnten Wetten zum genauen Zeitpunkt der Polarkreisüberquerung am kommenden Vormittag abgegeben werden - dem Gewinner winke ein Preis. Also haben Kurt aus Wien und ich Annahmen getroffen,  die Strecke ab Nesna mit marinetraffic.com vorgekoppelt, per Windfinder die Windvorhersage gecheckt und sind schließlich zu der präzisen Zeit für die Passage gekommen...dazu später mehr...

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Um 04:15 am Morgen des 4. März war es dann soweit: die Brücke meldet via Bordinfo Aurora Borealis, Northern Lights, Polarlichter im Vorausbereich!
Alarmstart, raus aus dem Bock, rein in die Klamotten, Schuhe an und raus an Deck, wo bereits einige andere Reisende in Position waren.
Die Lichter von Brønnøysund waren bereits voraus in Sicht. Die Augen müssen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Über dem Schiff können wir nur ein paar Wolken sehen...die sich wabernd, laufend bewegen! In Wirklichkeit ist der Himmel sternenklar. Die vermeintlichen Nebel sind alles schwache Polarlichter. Ob das die Handykameras auch kapieren werden? Dann, Steuerbord voraus! Ich bin mittlerweile in der Nock und habe das Mini-Stativ aufgebaut - an der Reling im mittleren Bereich waren die Vibrationen vom alten Schiffmotor noch zu stark. Den "Pro-Mode" an dem koreanischen Wunderwerk eingestellt (hoher ISO-Wert, lange Verschlusszeit, Fokus auf manuell und unendlich...) - erste Aufnahme: alles schwarz. Super! :-( Zweiter Versuch...wieder nichts...naja, Moment genießen und in den Himmel starren...und die Mitreisenden bestaunen, die mit Blitz (!) und Handydisplayhelligkeit auf "Supernova" wenigstens den anderen Fotoprofis nebenbei die Aufnahmen versauen.

Dann die Idee: Vielleicht - aber nur vielleicht - könnte es helfen die Schutzkappe vom Objektiv zu nehmen...?
Super Idee, denn, et voila:



Nach einer halben Stunde und ersten Erfrierungserscheinungen der äußeren Gliedmaßen sind wir dann wieder auf die Kammer. Die Nacht ging es vorbei an dem Torghatten und den Sieben Schwestern, die wir hoffentlich bei ebenso gutem Wetter während der Tagpassage auf dem südgehenden Teil der Reise bestaunen können werden.
Ich werde kurz wach als wir in Nesna ablegen...es ist bereits 6 Uhr. Eigentlich sollte schon um halb sechs abgelegt werden - und dann geht die Maschine aus. Also haben wir erst angelegt...soso Hurtigruten, immer pünktlich, warten nicht und so...
Na, jedenfalls ist damit die Hochpräzisionsberechnung vom gestrigen Abend für die Meerkatz'...
Um halb sieben ist die kleine Schäreninsel Vikingen in Sicht und zwölf Minuten später überqueren wir bei 66° 33' und 55" die Linie, auf der die Sonne zur Sommersonnenwende im Osten aufgeht und damit die Phase der Mitternachtssonne einläutet. Wir sind nun keine Normalsterblichen mehr, sondern NORDMEERFAHRER - HARRRR.



Die entsprechende Taufe der Staubgeborenen durch Neptun, den Herrscher aller Meere, Seen und Flüsse, Teiche und Tümpel erfolgte postwendend auf dem Achterdeck. Die Täufer waren so gründlich mit dem Eiswürfelwasser, dass wir anschließend unsere Unterbuxen wechseln durften.



Anschließend ging es weiter entlang atemberaubender Landschaft nach Bodø, wo es zweieinhalb Stunden Landgangschance gab. Nach dem obligatorischen Besuch im Quiltladen, bummelten wir durch die, nun ja, relativ zweckmäßige Stadt. Leider fiel das alte Bodø im zweiten Weltkrieg den deutschen Bomben zum Opfer. Die Hauswand und die Seeadler unten sind da noch das Erwähnenswerteste.





Noch schnell ein paar Krabben am Kutter im Hafen, der unglaublich klares Wasser hatte, gekauft und zurück an Bord.



Auslaufen Bodø, vorbei an Landego Fyr und bei strahlendem Sonnenschein und fast spiegelglatter See über den Westfjord Richtung Lofoten...



...wo wir gegen 7 Uhr in Stamsund angekommen sind.



Nun geht es nachts über Svolvær durch den Raftsund und vorbei am Trollfjord.

1 Kommentar:

  1. Oh man euer Reisebericht ist echt ne Wucht. Toll geschrieben und man fühlt sich fast dabei.
    Winkegrüße Larissa

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