Die Gegend ist schroff und unwirsch. Der über allem liegende Schnee dürfte ein wenig verhindern, die komplette menschenunfreundliche Trostlosigkeit sichtbar zu machen. Vereinzelt stehen Hütten - manchmal nur eine, manchmal drei oder fünf in der Nähe des felsigen Ufers, während sich dahinter 300 bis 800 Meter hohe Berge erheben. Wie kommt man dort hin? Warum kommt man dort hin? Und was macht man dann da?
...und wer baut und betreibt hier bitte einen Windpark???
Nach dem Festmachen in Honningsvåg werden wir mit Bussen Richtung Norden gebracht werden.
Die Landschaft ist komplett eingeschneit. An den Straßenrändern erkennt man, dass mindestens zwischen ein und eineinhalb Metern Schnee liegen. Wir passieren die nördlichste Shell-Tankstelle der Welt bei exakt 71° nördlicher Breite. Unser Busfahrer (Björn) wurde in dem nördlichsten Fischerdorf der Welt (Skarsvåg) geboren und ist quasi - so erklärte es unsere Guide - der nördlichste Busfahrer der Welt... ;-D
Ab einer Schranke dürfen die Busse nur noch im Konvoi hinter einem Schneepflug her fahren, der unmittelbar die Strecke von Schneewehen und -verwerfungen befreit.
Kurz vor dem Ziel kommen wir vorbei an der Stelle, wo bis zur Erschließung des Nordkapplateaus mit Straßen und sonstiger Infrastruktur die Besucher mit dem Boot an die felsige Steilküste gebracht wurden, um dann per pedes den Aufstieg zu meistern. Diese sehr ursprüngliche Route ist immer noch möglich, wird jedoch nur im Sommer angeboten.
Unsere Reiseführerin kündigt an, dass das Wetter hier sehr wechselhaft sei, was von Vorteil sein kann, da es von schlecht zu gut genau so schnell wechselt, wie umgekehrt.
Wir schaffen es vor den meisten Anderen der Reisegruppe durch die Nordkaphalle (inkl. obligatorischem Souvenirshop, Cafeteria, Ausstellung, 180°-Kino und Kapelle) auf die freie Fläche zum berühmten Globus. Was für eine Aussicht und ein Naturschauspiel! Wolkenfetzen hängen bis zur Meeresoberfläche, Schneeschauer, dann wieder Sonne - es ist atemberaubend, wirklich!
Im Westen, erwas unterhalb des Plateaus, sieht man die Landzunge Knivskjellodden, was soviel heisst, wie "Messermuschellandspitze". Dieses Stück Land liegt nochmal einen guten Kilometer nördlicher als das Nordkapp, ist jedoch nicht ganz so imposant, wie der 300 Meter hohe Schieferfelsen, den der englische Seefahrer Richard Chancellor Mitte des 16. Jahrhunderts zum nördlichsten Punkt Europas erklärte. Die Wanderung zu diesem touristisch nicht erschlossenen Fleck Erde wäre etwas für eine spätere Rückkehr in der warmen Jahreszeit...
Auf einmal werden wir durch ein kühnes Flugmanöver der norwegischen Marineflieger aus unseren Gedanken gerissen, die mit ihrer P3 Orion einmal medienwirksam das Plateau umrunden.
Zurück an Bord geht es weiter nach Osten vorbei an der Felsformation Nordkyn und über die Häfen Kjøllefjord, Mehamn, Berlevåg und Båtsfjord. Außerdem war noch ein Krabbenfischer und seine kleinen Kumpels an Bord...
Es ist toll, Eure Reise zu Hause begleiten zu dürfen. Wunderschöne Eindrücke, danke.
AntwortenLöschenViele Grüße
Konlottina
Atemberaubende Fotos, mir gefällt das ja auch total. Ob ich da jemals hinkomme, wage ich zu bezweifeln. So genieße ich euren schönen Reisebericht.
AntwortenLöschenWinkegrüße Larissa