Freitag, 21. Februar 2020

Tag 5 - Polarkreis, Bodø & Vestfjord

Heute Morgen wurden wir von dem Knirschen der Bordwand an den Fendern (=Treckerreifen) der Pier von Nesna geweckt. Es war 6:25 Uhr, also bereits 20 Minuten hinter dem Zeitplan - somit waren unsere Tipps für die Überquerung des Polarkreises für die Tonne.


Die Szenerie hatte sich merklich verändert: Das Gelände ist nun schroffer, die Felsformationen scheinen sich an Ausgefallenheit überbieten zu wollen. Wolken und Sonne duellieren sich in den frühen Stunden des Vormittags.




Um kurz vor 8 Uhr ist es dann soweit: Wir überqueren den Polarkreis bei 66 Grad, 33 Minuten und 55 Sekunden nördlicher Breite, querab der kleinen Felseninsel Vikingen.


Wir sitzen beim Frühstück am Fenster und wollen am liebsten immer wieder aufstehen, um "schnell noch mal ein" Foto zu machen.
Susanne: Also Hinnerk will raus Bilder machen, ich schaue lieber versonnen und entspannt mit meinem Matcha Tee in der Hand aus dem Fenster *giggel*


Gegen 11 Uhr übergibt der Kapitän die Hurtigruten-Flagge an die glückliche Gewinnerin, die sich dann auch gleich als Erste in die Gruppe der Ungläubigen einreihen darf, um von Neptun höchstpersönlich von den Unreinheiten der südlichen Gewässer und Gefilde befreit und als Polarmeerfahrer getauft zu werden - wie immer, ein Riesenspaß für jung und alt.

Da die Wettervorhersage für die kommende offene Seepassage durch den Vestfjord von Bodø auf die Lofoten nichts Gutes verheisst (südliche Winde mit 6-8 Beaufort und wir fahren einen Nordwest-Kurs, also wird das Schiff quer zur See kommen), wurde das Abendessen in seiner eigentlichen Form abgesagt: Es gibt Mittagsbuffet von 12-16 Uhr und eine Fischsuppe als Nachtsnack gegen 22 Uhr...mal sehen, wer dann noch mag ;-D.


In Bodø sind wir während eines spontanen Regenschauers über zugefrorene Fussgängerwege nur kurz in die Stadt, einmal schauen, ob es den einen Patchwork-Laden noch gibt, kurz in den Supermarkt und wieder zurück an Bord. Die Stadt ist nicht wirklich mit Trondheim oder Bergen zu vergleichen, da es im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört und danach kurzfristig und kostengünstig wieder aufgebaut wurde - Zweckmäßigkeit war also zunächst das Gebot der Stunde.


Bodø ist eine der größten Städte Nordnorwegens, Sitz vieler Behörden und einer großen Base der norwegischen Luftwaffe, samt Rollfeld und Sheltern für die Flugzeuge. Als Fährhafen spielt die Stadt für die Lofoten und Vesterålen eine wichtige Rolle. Zum Saltstraumen, einem der größten Gezeitenströme der Welt, ist es nur eine halbe Stunde Autofahrt - wir hatten jedoch schon das Vergnügen als wir 2018 mit dem Auto hier waren. 2024 wird Bodø neben Bad Ischgl (A) und Tartu (EST) europäische Kuturhauptstadt sein...wir werden hier dennoch so schnell nicht Urlaub machen...
An Bord gab es lecker Fisch: Heilbutt in Thymianbutterund Pfefferlachs mit Knoblauch-Zitronen-Glasur. Es. War. Umwerfend!
Fast pünktliches Auslaufen um 15 Uhr, dann ging es nach Norden aus dem Hafen raus und im Osten an der kleinen Insel Landegode vorbei, um dann auf Nordwest-Kurs über den Vestfjord Richtung Stamsund, dem ersten Hafen auf den Lofoten zu gehen.


Landego Fyr

Ein mittellanger Swell kommt aus Süden und schaukelt das Schiff in regelmäßigen Abständen ordentlich auf.
Susanne: Das klingt ja mal nett tststs, Es hat GESTÜRMT!!! Die Schiffsbewegung war wirklich massiv und die Leute sind nur so durch die Gegend gepurzelt! Die, die auf Sesseln sassen schlidderten immer hin und her (die Sessel sind mit einer Kette im Boden verankert und lassen einen Spielraum von ca 20cm in jede Richtung zu - die wurde ausgenutzt!)
Etliche blieben lieber auf Kabine in der Nähe der Toilette :-)


Blick nach achtern während der Vestfjordpassage

Mit etwas Verspätung kamen wir nach einer bewegten, jedoch ertragbaren Überfahrt auf den Lofoten an. 
Susanne: Ja für uns definitiv, da wir seefest sind und das ganze Spektakel eher lustig fanden, aber ...
Der Anleger in Stamsund war tricky, da der Wind das Schiff mit voller Breitseite auf die Pier gedrückt hat. Danach ging es gleich weiter nach Svolvær, wo es aufgrund des starken Windes nicht möglich war anzulegen. Im Vorfeld war durch die wetterbedingte Situation der dortige Landausflug bereits abgesagt worden.


Beleuchtete Tørrfisk-Trockengestelle am Hafen von Svolvær

Von Svolvær aus ging es direkt weiter nach Norden in den Raftsund, eine relativ schmale Rinne, die die Lofoten von den Vesterålen trennt. Ein Nebenarm ist der Trollfjord, der besonders beeindruckend ist, da nur ca. 70 Meter breit im Eingang und umgeben von schroffen, sehr steil aufsteigenden Felswänden, die bis zu 1.000 Meter hoch sind. Im Eingang zum Fjord, würde die Besatzung das Schiff aufschießen und die Felsen beleuchten, da in der Wintersaison die Einfahrt durch die erhöhte Lawinengefahr nicht stattfindet.

Morgen geht es nach Tromsø, wo wir wieder einige Stunden Langangschance haben werden - da freuen wir uns schon drauf.

2 Kommentare:

  1. Wie schade eigentlich, daß manches nicht gemacht werden kann, aber die letzte Fahrt soll ja auch einiges bieten und da gehört auch das Wetter dazu, nicht wahr? Wie ich Susanne kenne, hat sie bestimmt ein bisschen Handarbeit dabei.

    Nana

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  2. Ich hoffe sehr, Ihr gehört zu den Seeerfahrenen, denen nicht mehr so schnell schlecht wird. Wäre ja schade um die schönen Fischgerichte! ;-)
    Einen schönen Tag in Tromsö!
    Valomea

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