Montag, 24. Februar 2020

Tag 7 - A Hammerfest in the morning, Nordkap am Nachmittag und Finnkirka in the evening...

Dass uns die Lichter von Hammerfest gegen 6 Uhr morgens geweckt hätten, wäre übertrieben. Aber die Industrie-Disko des LNG-Terminals auf der kleinen, vorgelagerten Insel Melkøya ist schon beeindruckend.


Wir sind jetzt nördlich der Baumgrenze, also nur geografisch "oberhalb", denn die abgeschliffenen Felsen sind selten höher als 300 bis 500 Meter.


Hier wachsen nur noch Gräser, Beeren und Geflechte, und die Besiedelung ist mager bis nicht vorhanden. Nur zwei Prozent der norwegischen Bevölkerung leben in diesem unwirtlichen Landstrich, der ungefähr die Fläche von Dänemark hat. Zwischen November und Dezember wird es gar nicht und sonst auch nur sperrlich hell.


Heute kam die Sonne aber auch einige Male heraus und tauchte das sonst so grau und blau daherkommende Landschaftsbild in eine goldene Stimmung. 


Uns fällt auf, dass das Wasser unglaublich klar und gletscherblau ist - selbst in den Häfen kann man bei geschätzten 10 Meter Wassertiefe bis auf den Grund schauen.
Susanne: Ich hätte sooo eine Lust da rein zu springen! Klar es ist kalt aber sooo verlockend!!! *seufz*
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Havøysund geht es weiter durch den Magerøysund - im Norden die Insel Magerøya, im Süden die festländische Einöde der Finnmark, Norwegens nördlichster Region. Es schneit. Zum ersten Mal auf der ganzen Tour.


Um kurz nach 11 Uhr laufen wir pünktlich in Honningsvåg ein. Hier gibt es die nördlichste Shell-Tankstelle und den nördlichsten REMA1000 der Welt (unbezahlte Werbung).


Wir hatten uns bereits zu Hause im Netz schlaugemacht und einen Drittanbieter für die Tour zum Nordkap rausgesucht, da uns die direkt über Hurtigruten angebotene Tour schlichtweg zu teuer war. In Tromø, als absehbar war, dass wir Honningsvåg anlaufen, haben wir gebucht und haben somit nur die Hälfte gezahlt. Außerdem war das Anschlussrisiko relativ gering, da der Bus des alternativen Anbieters die gleichen An- und Abfahrtszeiten wie die Premium-Tour hat und im Winter der Autoverkehr die letzten 12 Kilometer der E69 zum Nordkap-Plateau hinter einem Schneeflug im Konvoi nach festen Zeiten zu absolvieren hat. Neben uns hatten sich ein weiteres Dutzend Mitfahrende für diese Variante entschieden.


Die Bustour dauert ca. eine halbe Stunde und führt durch scheinbar unberührte, hügelige Schneelandschaften - vorbei an dem nördlichsten Fischerdorf, dem nördlichsten Campingplatz und irgendetwas anderem Nördlichsten der Welt. Die Straße sieht aus wie eine ein bis zwei Meter tief in den Schnee gefräste Piste. Mit einem geschickten Manöver parkt die Busfahrerin, die uns auf dem Weg allerhand Wissenswertes über Land und Leute mitgeteilt hat, direkt vor dem Eingang zum Besucherzentrum, so dass wir nur aus der Schiebetür herausfallen müssen und fast schon an der Steilküstenkante stehen.

Die üblichen Spielchen am stilisierten Globus ("Versuche den Globus ohne Menschen zu fotografieren" und "Versuche ein Foto von Dir ohne andere vor dem Globus zu schießen oder schießen zu lassen") kennen wir ja schon und helfen daher gerne einer italienischen Reisegruppe sich mit Hilfe von diversen Geräten auf Speichermedien zu bannen. Da eine Hand die andere wäscht, sind die Amigos dann auch gerne bereit uns abzulichten.


Und während dann das große, leise Aufgerege und "jetzt bin ich aber dran" los geht, stehen wir bereits an der Klippe und stoßen mit dem mitgebrachten Schaumwein auf diesen denkwürdigen Ort an. Ich vergaß zu erwähnen: Das Wetter war nahezu perfekt. Die Luft war klar. Die Sicht grandios. Es ist schon ein besonderer Ort. Trotz der relativ vielen Touristen (im Sommer wahrscheinlich viel schlimmer) ist es unglaublich ruhig. Diese Ruhe und die Weite des Nordmeeres wirken. Alleine dieser Moment war es wert.


Blick vom Nordkap-Plateau auf den eigentlich nördlichsten Punkt: Knivskjærodden.

Wir kommen pünktlich zurück ans Schiff, besorgen uns zwei, drei Teilchen beim Imbiss (durch den Ausflug haben wir das Mittag verpasst) und ich mach Susanne durch Gewinnen beim Canasta glücklich.
Susanne: Um mir dann zu erzählen, dass ALLE im Bus mein englisches Gestammel mit der Busfahrerin mit angehört haben tststs Ich dachte, das hört man hinten nicht! Zur Erklärung: Ich kann Englisch, aber die Grammatik ööh *hüstel* und wenn ich ein Wort micht kenne dann umschreibe ich es eben... Ich denke - nein ich weiß dass ich verstanden werde aber ööhm filmreif ist es eben nicht! Ich glaub ich mach mal nen Auffrischungskurs dann kann mich Hinnerk nicht mehr aufziehen tststs
Und ganz nebenbei habe ich wahnsinnig viele Sachen erfahren! Wie zB:
Der Eisbärenklub hatte von einer Expedition 2 Eisbärenbabys mitgebracht. Diese sollten ausgewildert werden um die Art zu erhalten. Diese beiden sind leider gestorben was tragisch ist aber auch irgendwie beruhigend. Denn so kann man weiterhin einfach so wandern gehen und muss keine Waffe bei sich tragen!
Oder: Die Haupteinnahmequelle von Honningsvåg ist nach wie vor der Fischfang - erst als 2. kommt der Tourismus.
Die Abwanderung der Jugend ist enorm und auch Familien haben es schwer in dieser Gegend. Denn die "Dorf- Kindergärten und -Schulen" wurden geschlossen und nur noch in Honningsvåg sind diese vorhanden. Also müssen auswärtige Kinder teilweise stundenlange tägliche Busfahrten mit machen. Es gibt viele Familien in Honningsvåg die Kinder ab 14 Jahren aufnehmen damit diese dann etwas entspannter zur Schule gehen können und dann aber nur noch am WE ihre Eltern sehen (warum das erst ab 14 Jahren möglich ist konnte mir die Reiseleitung nicht sagen). 
So könnte ich jetzt noch ewig weitermachen... Denn ICH hab mich unterhalten :-)


Von Magerøya geht es nun in die Barentssee. Dieses Streckenabschnitt ist zwar unter Land, jedoch ohne Schutz durch vorgelagerte Inseln, jedoch lässt die aktuelle Wetterlage nichts befürchten. Wir fahren jetzt entlang des Schwanzes des "schlafenden skandinavischen Hundes" (wie meine Oma immer sagte) nach Osten. Wir befinden uns auf der gleichen geografischen Länge wie Griechenland. Kurz bevor es ganz dunkel wird (es ist erst halb fünf), haben wir die Mündung des Laksfjord passiert und kommen an der Finnkirka, einer Felsformation im Eingang der Bucht, an deren Ende der Hafen Kjøllefjord liegt vorbei. Für die Sami, jedoch auch für Fischer und Seefahrer ein spiritueller Ort, an dem Opfergaben als Schutz und Dank für eine sichere Seefahrt gebracht wurden.


Jetzt geht es weiter in die Nacht und nach Osten, wo wir noch die Häfen Mehamn, Berlevåg und Båtsfjord für kurze Stopps anlaufen werden.

Kurz vor Berlevåg dann das erste Mal die Durchsage, dass schwache Nordlichter zu sehen sind. Und leider war es nur diffuses, mit dem bloßen Auge fast nicht wahrnehmbares Licht über der Wolkendecke.
Susanne: SEHR witzig war dass die meisten Mitreisenden die Lichtverschmutzung eines entfernten Dorfes/Kleinstadt eifrig fotografiert haben! Ich wurde sogar darauf hingewiesen, dass das was ich betrachte nur eine Wolke sei *kicher*
Ich hab sie dann aufgeklärt, aber das wollten sie lieber nicht hören :-) ALso falls ihr nun zuhause Bilder von rot-orangenem Nordlicht zu sehen bekommt... ihr wisst Bescheid *kicher*


In den kommenden Tagen soll es noch mehr Sonnenaktivitäten geben und vielleicht spielt dann das irdische Wetter auch mit. Morgen geht es nach Kirkenes, das auch gleichzeitig den Wendepunkt unserer Reise markiert.

2 Kommentare:

  1. Schöner Bericht, bin dabei.

    Nana

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  2. Stimmungsvolle Bilder habt ihr gemacht. Ich freue mich für euch.
    Winkegrüße Larissa

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